Geschichte

Regiogeld, auch Regionalgeld oder Regionalwährung ist ein komplementäres Zahlungsmittel, das in einer Region zur Stärkung der Wirtschaftsstrukturen und der lokalen Kultur eingeführt wird.

Die Idee des Regiogeldes stammt aus Deutschland, baut auf den historischen Grundlagen von Freigeld, Wära-Experiment und „Wunder von Wörgl“ auf, bezieht aber auch internationale Erfahrungen ein. Der entscheidende Impuls zur Schaffung eines Gutscheinsystems kam von Vertretern der Freiwirtschaftslehre. Eine Gruppe um Dietlind Rinke und Manfred Steinbach startete im September 2001 in Bremen die ROLAND-Regionalwährung (vgl. Gelleri 2008, S.158). Der ROLAND war 1:1 zum Euro ausgelegt, funktionierte nach einem Schecksystem mit Umlaufsicherung und setzte eine Mitgliedschaft im Trägerverein voraus. Die Initiative wurde im Juni 2002 durch einen Vortrag von Margrit Kennedy am Symposium der INWO Deutschland angestossen. Kurz darauf entwarf eine Gruppe Schülerinnen an der Waldorfschule in Prien am Chiemsee unter Leitung ihres damaligen Lehrers Christian Gelleri den „Chiemgauer“ und setzte das Konzept in die Praxis um (Kennedy/ Lietaer 2004, S.104ff.). Der Chiemgauer war konzipiert als eurogedecktes Schwundgeld, verwendete aber Scheine, die regelmässig mit Gebührenmarken (genannt Umlaufimpuls) beklebt werden mussten und verknüpfte diese Entwertung elegant mit einer eingebauten Kulturförderung regionaler Vereine. Später gegründete Initiativen wichen von diesen Punkten auch ab oder verzichteten darauf. Ein weiterer Entwicklungsschritt war die sogenannte „Leistungsdeckung“, indem statt der mit Euro gedeckten Gutscheine solche geschaffen wurden, die nur durch die Leistung der beteiligten Betriebe gedeckt waren. Diese Variante konnte sich bis heute an einigen Orten im Osten Deutschlands und in München durchsetzen.

In Frankreich sind die sogenannten MLC (Monnaie Locale Complémentaire) nach einem ähnlichen Muster aufgebaut. In Grossbritannien sind die Transition-Währungen vergleichbar. Die Konzepte überschneiden sich dabei stark.

(Leicht adaptierter Auszug aus dem Buch «Das Geld neu erfinden» von Jens Martignoni, Versus Verlag, Zürich, 2018 www.versus.ch/produkt/376 )